Wie schreibe ich einen Krimi ,

wenn ich selbst ein friedfertiger Mensch bin?


  • Faszination Krimi
  • Muss ich selber töten um gut zu schreiben?
  • Wie am besten recherchieren?
    • Schauplätze und Hintergründe
  • Buchtipps zum Thema Krimi schreiben

Faszination Krimi

Wenn ich Lesevergnügen und Grusel zugleich möchte, ziehe ich einen Kriminalroman aus dem Regal.  Sobald ein Krimi im Fernsehen läuft, richte ich mich darauf ein, dass ich Spannung, Action und Unterhaltung geboten bekomme. Was ist spannend daran, so könnte man fragen, wenn Menschen zu Tode kommen? Ist es das Wissen, selbst nicht betroffen zu sein? Von außen im geschützten Lehnsessel sitzend auf das Geschehen zu schauen? Wieso immer wieder Krimi? Auf jedem Fernsehsender, zu jeder Uhrzeit gibt es brutale Serien und Spielfilme. Krimis mit charismatischen Figuren, hübschen Frauen und durchgeknallten Ermittlern. Möglicherweise werden auch noch in allen Krimis die Probleme der aktuellen Zeit verarbeitet.

Ist es also doch kein Vergnügen?

Was macht einen guten Kriminalroman aus? Das Setting, die Figuren oder ist es die Tötungsart? Ist es gar die Möglichkeit dem Täter auf die Spur zu kommen, zu raten und sich von vornherein sicher zu sein, der Schauspieler, der besonders bekannt ist, der war es gewesen? So läuft es im Fernsehen, man hat das alles schon gesehen, und doch schaltet man wieder ein, denn es kommt ja nichts anderes, sagt Oma. Die muss es wissen, denn die schaut ständig fern.

Man kann nicht von ihnen lassen. Weil das Verbrechen interessant ist, weil man was fürs Leben lernen will, weil man als Kind so etwas nicht lesen oder gucken durfte. Verbotenes lockt.

  • Der Kriminalroman war nicht immer so en vogue wie heutzutage, er war sogar geächtet. In der Schundliteratur hatte er seinen Platz. So etwas las man nicht. Wenn die Leser*innen von damals wüssten…
  • Ein Krimi bietet Unterhaltung durch den Helden oder auch die Heldin. Diese Held*innen erleben, indem sie eine scheinbar unlösbare Aufgabe lösen ihre persönliche Weiterentwicklung. Das Grauen des Verbrechens wird überwunden und somit der Tod beherrschbar. Mit den modernsten Methoden der Wissenschaft glaubt sich der Leser oder Zuschauer überlegen, dem Verbrechen auf der Spur. Dass dem leider nicht immer so ist, liest man woanders im Kriminalreport, in der Tageszeitung in den Gerichtsreportagen. Der Wunsch nach Gerechtigkeit und Sicherheit vor dem bösen Wolf wird im Krimi ausgenutzt. Im Notfall rufe ich mir einen Helden oder ermittle selbst. Verbrechen lohnt sich nicht bei meinen Helden. Das wäre die Message.
  •  Doch hier kommt die schlechte Nachricht: Auch Held*innen werden müde. Kommissare gehen in Ruhestand, bekommen Demenz oder eröffnen ein Restaurant. Aber vorher ermitteln sie noch einmal den einen Fall, den sie nie in ihrem Leben lösen konnten. Held*innen werden müde, genau wie jeder andere Mensch. Auch das macht das Genre so interessant. Es geht um Figuren und ihre Menschlichkeit.

Muss ich selber töten um gut zu schreiben?

Was ist nun die Voraussetzung für einen genialen Krimi? Woher weiß ich, wie es ist, Menschen ins Jenseits zu befördern? Was ist das für ein Gefühl? Wie sieht ein toter Mensch aus? Ab wann beginnt der Körper zu verwesen? Muss ich alles genau wissen? Es gibt gerade bei Kriminalromanen ein sehr wissendes Publikum. Dem kann man kein Märchen erzählen. Sie finden das Haar in der Suppe und entdecken den Hinweis auf den oder die Schuldigen sofort, wenn ich mich nicht geschickt anstelle.

 Ich durfte durch meine Arbeit in der Kranken-und Altenpflege Sterbende begleiten, und habe schon Tote gesehen. Doch sie waren keine Mordopfer. Wie kommt man an diesen Anblick? Will das jemand überhaupt genau wissen? Bleibt dann noch Platz für Fantasie?

  • Ich bin wohl schon dem ein oder anderen Betrüger, Trinker und Trickser aber auch Mädchenverführer begegnet. Auch weiß ich, wie sich Prügel anfühlt, trotzdem bin ich keine Expertin für Totschlag und Leichenschau.
  • Meine Lieblingsromane sind die von Pater Brown, Miss Marple und Agatha Raisin. Privatermittler*innen, Hobbydetektiv*innen. Sie finden ungewöhnliche Lösungen, geraten in Gefahr und zeigen trotzdem so einiges an menschlichen Schwächen. Ich möchte auch so einen Roman schreiben. Cosy crime.

Wie am besten recherchieren?

Ich lese gern und suche in Tageszeitungen nach Nachrichten, die spannend sein könnten für meine Figuren. Dann finde ich Artikel wie diesen: Als ein aufmerksamerTaxi Fahrer die Oma daran hindert, ihr gesamtes Vermögen einem Enkelbetrüger zu übergeben. Oder auch den Bericht über eine alte Frau, die den Betrüger am Telefon zunächst in Sicherheit wiegt und dann die Polizei hinzuzieht. Schön finde ich auch,wenn jemand ein in der Bahn vergessenes Geschenk im Radio ausrufen lässt, damit sich der Besitzer meldet. Das sind Nachrichten, die mich freuen. Dann wünsche ich mir, dass meine Figuren genauso gewitzt handeln wie manche Menschen im wahren Leben.

Weitere Formen des Recherchierens, außer Nachrichten zu lesen, sind Gespräche mit Polizist*innen und Krankenpfleger*innen, mit Menschen in Geschäften und auf der Straße. Ich greife dann auch mal zum Telefon. Das macht sogar Laune.

Desweiteren schadet es nicht, sich in den Bibliotheken umzuschauen, Podcasts zum Thema zu hören, Gerichtsberichte zu lesen. Im Internet zu surfen.

Schauplätze und Hintergründe

Ganz wichtig fürs Schreiben ist es die Schauplätze zu recherchieren. Kann das wirklich so sein? Ist es wahrscheinlich, dass die Klingel defekt war, dass die Tür klemmte, dass das Auto im Nebel nicht zu sehen war?

Hintergrundinformationen, wie sie bei historischen Romanen notwendig sind, sind ebenso bei jedem Krimi absolut wichtig. Hinschauen, fragen, skizzieren. Ja, ganz schnöde mit Bleistift eine Szene mit Strichmännchen auf Papier bannen. Wie sieht das Fluchtauto aus, wie schnell kann es beschleu In welcher Währung wird bezahlt, welche Kleidung wird getragen? Es macht Spaß, sich all das auszudenken.

Zusammenfassung

Einen Krimi zu schreiben scheint Schundliteratur zu erschaffen, die viel Vergnügen macht, weil Leser*innen von außen, sozusagen aus sicherer Entfernung den Grusel genießen können. Es ist wichtig zu wissen, für wen ich den Krimi schreibe. Am allerwichtigsten sind die Figuren. Täter*innen, Held*innen, Opfer. Ein gut durchdachtes Trio an Persönlichkeiten.

 Warum musste das Opfer sterben und wer war hat es getötet? Das ist die wichtige Frage für einen unterhaltsamen Roman. Es gibt nicht umsonst „Tatorte“, die nur der Figuren wegen geschaut werden. Figuren sind das A und O, ob Hardboiled oder cozy-crime.

  • Finden kann ich meine Figuren auf dem Weg zur Arbeit oder in den Zeitungen. Recherchieren muss ich in jedem Fall. Da wären z.B. die Dienstgrade der Polizei und die Bezeichnungen von Waffen. Aber auch Schauplatz und Hintergrund einer Geschichte sind wichtig. Das Publikum kennt sich gut aus in der Krimiszene. Krimis sind Unterhaltung und Darstellung der aktuellen Gesellschaft.

Töten muss ich dafür nicht. Es würde auch nichts nützen, unsere Polizei findet es heraus.

Buchtipps zum Thema Krimischreiben

  • Ich liebe das kleine Buch von Duden: „Spannend Schreiben“ Christian Schärf ist der Autor, ISBN 978-3-411-75436-6 Das Besondere: in diesem Buch gibt es auch Schreibübungen. (unbezahlte Werbung)
  • Vom Autorenhaus Verlag empfehle ich das Buch „Literarisches Schreiben“ von Lajos Egri. Hier wird gezeigt, wie man Starke Figuren entwickeln kann. ISBN:978-3-86671-124-2 (unbezahlte Werbung)
  • James N. Frey, der Klassiker schlecht hin für angehende Autorinnen: „Wie man einen verdammt guten Kriminalroman schreibt“-ISBN 3-89705368-3 (unbezahlte Werbung)

5 Gedanken zu „Wie schreibe ich einen Krimi ,“

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