Wo stehe ich im Moment?
Autorinnen- leben


Die Idee
Wo befinde ich mich gerade mit meinem ersten Romanprojekt?
Die erste Idee zum Roman kam mir 2007 während der Arbeit auf einer Pflegestaion in einem Seniorenheim.
Was, wenn nicht die BewohnerInnen umfallen würde, sondern die Pflegerin. Sie ist verantwortlich für 10 betagte SeniorInnen in allen Fragen des Alltags bis zum Ende ihrer Schicht, dann wird sie abgelöst. Wie reagiert ein hochbetagter Mensch, der gewöhnt ist, dass sich immer jemand um ihn kümmert?
So begann es
Und schon bin ich mittendrin in der Geschichte, die mich so lange beschäftigt. Dabei soll es doch ein locker leichter Roman werden.
Ich bin seit Oktober 2022 mitten in der Überarbeitung der dritten Fassung. Die erste Fassung wurde von den Testleserinnen nicht akzeptiert. Die zweite Fassung hat noch viele Lücken.
Tipp
Solltest du die Idee haben, einen Krimi zu schreiben, nimm dir auf jeden Fall einen Menschen dazu, der dir sagt, wie dein Text auf Fremde wirken wird.
TestleserInnen sind toll!
Seite für Seite haben sich meine liebe Testleserinnen durch den Text gearbeitet. Ich habe nun die Aufgabe, wieder von Seite zu Seite die Kritikpunkte anzuschauen und umzusetzen. Dabei geht es im Moment noch nicht einmal um Rechtschreibung, Grammatik oder Einhaltung von Wörtern pro Seite. Es geht um die Logik der Handlungen und vor allem um die Figuren. Sie waren noch im zweiten Testgang nicht so greifbar. Sie hatten keine Struktur, keine eigene Stimme. Das änderte ich. Dann sah ich mir die Logik der Handlung an. Es war vieles immer noch nicht klar, wer wann was warum tat.
Stand der Dinge
Genau an dieser Stelle bin ich gerade. Mary Deumler findet eine Leiche und wird dann verdächtigt, eine Mörderin zu sein.
Wie fühlt sich so etwas an? Ich werde sehr wütend, wenn ich zu Unrecht beschuldigt werde. Da schießen mir Trotztränen aus den Augen, das glaube mal. Mary Deumler denkt vor allem an ihre Tante. Sie will sie beschützen. Das ist die nächste spannende Stelle. Wenn es ein Mord war, galt der Anschlag nur der Pflegerin oder wird es noch mehr Tote geben? Ich lese meinen Text und überlege, wie wird Mary versuchen, ihre Tante zu schützen? Die alte schwache Frau hat es nicht verdient durch die Hand eines irren Mörders zu sterben.
Wie weiter?
Ich lese und schreibe und überlege. Es war eine schwierige Aufgabe. Doch je mehr ich mir selbst Fragen stelle, desto deutlicher wird mir das Bild der einzelnen Szenen. Das ist eine gute Methode.
Frage nach dem Warum.
Warum hat niemand die Klingel gedrückt? Warum musste es gerade zur Mittagszeit passieren? Warum wird Mary ängstlich?
Was ist noch wichtig
Im Moment überprüfe ich meinen Schreibplan,auch Stufenplan oder Plot genannt mit den geschriebenen Kapiteln. Ich vergleiche, lese es mir vor.
Wenn ich dann holpere,weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Es sind die verdammten Kleinigkeiten, die einen Krimi spannend zu lesen aber schwierig zu schreiben machen. Wer stand wo, wer hat ein Motiv, wer hatte die Gelegenheit?
Mein Trick
Ich tauche nochmal in die Geschichte hinein. Der Plan ist das Eine, die Figuren machen da aber nicht immer mit.
Figuren
Warum machen Figuren scheinbar, was sie wollen? Habe ich nicht die richtigen Charaktere gefunden? Habe ich nicht das richtige Setting? Ich meine, es könnte ja sein, dass eine Figur sich verletzt, aneckt, weil ich vergessen habe, die Tür als offen zu schreiben.
Zusammenfassung Wo stehe ich gerade?
Ich prüfe den Plot mit dem geschriebenen Text. Die Logik der Szenen erschließt sich mir manchmal nicht, weil ich die Geschichte ja kenne. Ich weiß, was passiert aber mein Leser noch nicht. Also schaue ich von außen auf die Szene, lese laut. Haben die Figuren eine eigene Meinung und eigene Stimme? Sind sie voneinander unterscheidbar, kann man sie sich bildlich vorstellen? Ich lese laut und vergleiche mit den Bildern, die ich mir von den Figuren erdacht habe. Wie habe ich das getan? Ich habe eine Personalakte mit Fotos erstellt. Wenn du willst, zeige ich das in einem anderen Artikel.
Das ist die Situation in der ich mich gerade befinde. Ich finde, dass es schlimmere Sachen gibt als in der Überarbeitung zu stecken, nämlich wenn ich aufgeben würde. Das wäre wie eine Niederlage. Siehe Warum wird der Krimi nicht fertig? Ich bin davon überzeugt, dass ich bald das Wort Ende endgültig darunterschreiben kann und dann den Text an die Lektorin weiterreichen werde. Darauf freue ich mich. Bist du dabei?
